Wenn andernorts der Karneval endet, beginnt in Basel das Spektakel der Basler Fasnacht, den liebevoll genannten «drey scheenschte Dääg». Sie ist nicht nur die grösste Fasnacht der Schweiz, sondern auch eine ausserordentlich vielfältige und lebendige Tradition, die Musik, mündliche Ausdrucksformen und Handwerk vereint. Mit fast 20’000 aktiv Teilnehmenden und über 200’000 Besuchenden ist sie ein bedeutendes kulturelles Ereignis und prägt den Geist der Stadt mit. Die Einzigartigkeit der Basler Fasnacht wurde 2017 von der UNESCO gewürdigt, indem sie in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde.

Ein historisches und einzigartiges Volksfest
Die Basler Fasnacht unterscheidet sich stark vom rheinischen Karneval. Ihr Beginn am Montag nach Aschermittwochhat historische Wurzeln, die auf Meinungsverschiedenheiten aus dem 11. Jahrhundert über Beginn und Länge der Fastenzeit zurückgehen. Als einzige «protestantische Fasnacht» der Schweiz hat sie Verboten und Widrigkeiten überdauert und sich ihre Eigenständigkeit bewahrt.
Die Fasnacht dauert exakt 72 Stunden und verwandelt die Basler Innenstadt in eine Bühne für das bunte Treiben der Fasnächtler, die mit ihren Gruppierungen, den Cliquen, und Guggenmusiken durch die Strassen, Kneipen und Geschäfte ziehen.
Höhepunkte und Bräuche der Fasnacht
Die Fasnacht bietet während der «drey scheenschte Dääg» zahlreiche faszinierende Erlebnisse:
Morgestraich: Der magische Auftakt
Der Morgestraich am Montagmorgen um 4 Uhr ist der unvergessliche Beginn der Fasnacht. Zu diesem Zeitpunkt wird die Innenstadt komplett verdunkelt, indem die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet wird. Das einzige Licht stammt von den grossen Zuglaternen und den Kopflaternen der Cliquen. Auf Kommando des Tambourmajors, «Morgestraich, vorwärts, Marsch!», setzen sich die Cliquen in Bewegung, alle trommelnd und pfeifend den gleichen «Morgestraich»-Marsch. Guggenmusiken spielen beim Morgestraich keine Rolle. Zahlreiche Restaurants und Wirtschaften in der Innenstadt öffnen bereits zu dieser frühen Stunde und bieten traditionelle Fasnachtsspeisen wie Mehlsuppe, Zwiebelwähe und Käsewähe an.
Cortèges: Die grossen Umzüge
Am Montag- und Mittwochnachmittag finden die grossen Umzüge, die Cortèges, statt. Hier ziehen die Cliquen mit Trommlern, Pfeifern, Wagen und Chaisen durch die Innenstadt. Sie präsentieren ihre Sujets (Themen) auf aufwendig gestalteten Wagen und in oft sehr farbenfrohen, einheitlichen Kostümen passend zum Thema. Bekannte traditionelle Figuren wie der Waggis sind ebenfalls Teil des Umzugs.

Gugge-Konzerte: Schräg und stimmungsvoll
Der Dienstagabend gehört den Guggenmusiken. Auf grossen Plätzen wie dem Marktplatz, Barfüsserplatz und Claraplatz finden Konzerte statt. Die Guggenmusiken, mit ihren Blechbläsern und rhythmischen Instrumenten, spielen bewusst „falsch“ oder „schräg“, was für eine einzigartige, ausgelassene Stimmung sorgt.
Schnitzelbängg: Satirische Reime
Am Montag- und Mittwochabend (und am Dienstagabend in den Cliquenkellern) tragen Schnitzelbänggsänger in Kneipen und Wirtschaften satirische Spottlieder in Baseldeutsch vor. Diese Lieder kommentieren meist ironisch oder sarkastisch Begebenheiten des vergangenen Jahres. Unterstützt werden die Vorträge oft durch Bilder, die Helgen.
Laternenausstellung: Kunst und Kritik
Von Montagabend bis Mittwochmorgen werden auf dem Münsterplatz die rund 200 Laternen der Cliquen ausgestellt. Die beleuchteten Laternen sind Kunstwerke für sich und zeigen die Sujets der Cliquen, oft mit sarkastischen Versen im Dialekt.
Gässle: Freies Treiben
Neben den organisierten Veranstaltungen gibt es das Gässle. Fasnächtler ziehen, oft in kleineren, spontanen Gruppen, trommelnd und pfeifend ohne feste Routen durch die Gassen der Innenstadt. Dies geschieht hauptsächlich an den Abenden und Nächten sowie den ganzen Dienstag über.
Ändstraich: Das leise Ende
Die Fasnacht endet am Donnerstagmorgen um Punkt 4 Uhr mit dem Ändstraich. Die Instrumente verstummen, die Larven (Masken) werden abgenommen, und die Aktiven ziehen sich zum Frühstück zurück.
Wichtige Tipps für Besucher
Die Basler Fasnacht ist ein Fest der Aktiven, bei dem das Publikum eine eher passive Rolle einnimmt. Beachten Sie die folgenden Hinweise, um Ihren Besuch optimal zu gestalten:
- Keine Verkleidung für Zuschauer: Das Publikum trägt übliche Strassenkleidung. Eigene Kostüme oder Masken sind stark verpönt. Kleiden Sie sich warm, besonders für den Morgestraich.
- Die Blaggedde: Das Tragen der offiziellen Fasnachtsplakette («Blaggedde») wird von Besuchern erwartet. Der Reinerlös fliesst an die Fasnachtsgruppen und unterstützt die Durchführung. Wer keine Plakette trägt, ist ein beliebtes Ziel für das Werfen von Räppli (Konfetti).
- Umgang mit Räppli: In Basel werden nur einfarbige Räppli verkauft. Aktiven Fasnächtlern (mit Kostüm und Larve) wirft man keine Räppli an. Vermeiden Sie, während der Umzüge zu sehr zu schunkeln oder zu tanzen, um nicht mit Räppli „ausgestopft“ zu werden.
- Verhaltensregeln: Stehen Sie während des Morgestraichs und der Cortèges am Rand. Gewähren Sie den frei umherziehenden Cliquen und Guggenmusikern den Vortritt.
- Kulinarisches: Probieren Sie die traditionellen Fasnachtsgerichte wie Mehlsuppe, Zwiebel- und Käsewähe. Auch Wurststände bieten die Basler Klöpfer an.
- Alkohol: Übermässiger Alkoholkonsum ist, besonders bei den Aktiven, verpönt. Lassen Sie alkoholische Getränke besser zu Hause.
- Anreise: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, um in die Innenstadt zu gelangen. Beachten Sie, dass beliebte Plätze wie Barfüsserplatz oder Marktplatz sehr voll sein können.
Planen Sie Ihren Besuch
Erleben Sie die einzigartige Atmosphäre der Basler Fasnacht während Ihres Aufenthalts in Basel:
- Termin: Die Fasnacht beginnt jeweils am Montag nach Aschermittwoch und dauert 72 Stunden bis Donnerstagmorgen 4 Uhr. Zukünftige Termine finden Sie auf der offiziellen Webseite.
- Orte: Die Fasnacht findet auf mehreren Plätzen und in den Gassen der gesamten Innenstadt statt.
- Mehr Informationen: Detaillierte Informationen und das Programm finden Sie auf der offiziellen Webseite des Fasnachts-Comités: www.fasnachts-comite.ch.
Tauchen Sie ein in dieses faszinierende Spektakel aus Musik, Farbe, Satire und Tradition und erleben Sie die «drey scheenschte Dääg» in Basel!